Neue Perspektiven im Bereich der Krebsversorgung sind eines der Ergebnisse der deutsch-dänischen Zusammenarbeit im Projekt Changing Cancer Care.
Die onkologische Versorgung wird zunehmend komplexer und ist gekennzeichnet durch ein wachsendes Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten. Hierdurch ergeben sich neue Anforderungen an die Krebsdiagnostik und -behandlung und die patientenzentrierte Versorgung. Ein zentrales, verbindendes Element bilden hierbei die Kompetenzen von Pflegefachpersonen. Ein Schlüsselwort in diesem Zusammenhang ist: Kommunikation.
Kommunikation ist eines der wichtigen Kernelemente im Behandlungsprozess, und sie findet auf vielen Ebenen und in vielen Zusammenhängen statt. Im Zentrum steht die Kommunikation zwischen allen an der Versorgung beteiligten Professionen und den zu behandelnden Personen und deren Angehörigen. Aber auch die interprofessionelle Kommunikation zwischen allen beteiligten Gesundheitsfachberufen ist elementar wichtig, um die bestmögliche Versorgung der Patient:innen gewährleisten zu können. Diese betrifft die Interaktion beispielsweise von Ärzt:innen, Pflegefachpersonal, Therapeut:innen, Ernährungsspezialist:innen bis hin zum Servicepersonal in der Klinik.
Als Antwort auf all diese Herausforderungen bietet die Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck einen neuartigen Fortbildungskurs an. Dieser richtet sich an Pflegefachpersonen, die im Krankenhaus oder in ambulanten Pflegedienst mit dem Schwerpunkt in onkologischer Versorgung tätig sind. Die Fortbildung vermittelt Wissen u.a. zu neuen Behandlungsmöglichkeiten und dem Symptommanagement, zu Technologien in der onkologischen Versorgung, zur interprofessionellen Zusammenarbeit und zu gemeinsamen Entscheidungsfindungen. Der Blick ist dabei nicht nur auf Deutschland, sondern auch auf internationale Entwicklungen gerichtet.
Ein in seiner Form einzigartiges Angebot
Das Angebot ist in seiner Form einzigartig in Deutschland: Zum einen wurde das Curriculum in enger grenzübergreifender Zusammenarbeit von deutschen und dänischen Institutionen entwickelt, und es wird beiderseits der Grenze genutzt. Eine andere Besonderheit ist, dass der Fokus im Sinne einer personenzentrierten Versorgung auf die zu behandelnde Person als eine ganzheitliche Persönlichkeit gerichtet ist, eine Persönlichkeit, die in ein Netzwerk aus Familie und Angehörigen eingebunden ist. Hierbei wird nach der Diagnose mit der Person gemeinsam eine Entscheidung gefunden, was in ihrer ganz speziellen Lebenssituation nun zu tun ist. Der Fokus ist also breit angelegt und nicht nur auf die Person als eine zu behandelnde Patient:in gerichtet. Die Fortbildung beinhaltet deshalb ein intensives und speziell auf die onkologische Versorgung ausgerichtetes Kommunikationstraining in einem sogenannten Skills Lab.
Dieses Skills Lab ist ein Übungslabor, eine ehemalige Station des Krankenhauses, in der die teilnehmenden Pflegefachpersonen in kleinen Gruppen verschiedene Situationen üben, die in der Kommunikation mit zu behandelnden Personen, deren Angehörigen oder in der interprofessionellen Zusammenarbeit auftreten können. Wichtig dabei sind zentrale Schlüsselmomente wie Diagnosestellung, Krankheitsverlauf oder die Versorgung am Lebensende. Unterstützt werden sie dabei durch speziell ausgebildete Schauspieler:innen, welche die Rolle der jeweiligen Personen einnehmen. Nach der Übung evaluieren die Teilnehmenden gemeinsam mit den Dozierenden die Situation.
Training mit Schauspielpatient:innen
Für die Schauspielpatient:innen wurden in Zusammenarbeit mit einer Schauspielerin und Theaterpädagogin vorab Rollenskripte erarbeitet. Das Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie arbeitet hier langjährig mit Luisa Wolke zusammen, die auch als Kommunikations- und Konflikttrainerin arbeitet. Die medizinischen Expert:innen bringen konkrete Fälle und eine spezifischen Krankensymptomatik ein, diese werden anonymisiert und zu exemplarischen Rollen entwickelt, die dann von den Schauspieler:innen lebensecht gespielt werden können. Wichtig hierbei sind Empathie und das Einfühlungsvermögen in die sehr sensiblen Situationen – und gleichzeitig ist es bedeutsam, einen professionellen Abstand halten zu können, da die Darstellung dieser sensiblen Kommunikationssituationen mental sehr anstrengend ist. Luisa Wolke: „Diese Arbeit entwickelt oft einen Realitätssog bis dahin, dass Tränen fließen. Es ist ein sehr intensives Format, aus dem die Teilnehmenden aber auch sehr viel mitnehmen.“
Internationale Zusammenarbeit
Eine weitere Besonderheit des Fortbildungskurses ist dessen Einbettung in die deutsch-dänische Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes Changing Cancer Care. Pflegefachpersonen beider Länder stehen hier in einem engen Erfahrungsaustausch. Im Kursus ist dafür eine zweistündige Veranstaltung für ein deutsch-dänisches Werkstattgespräch vorgesehen, um gemeinsam miteinander und voneinander zu lernen.
In dieser speziellen Kombination vermittelt die Fortbildung so fortgeschrittene Basiskompetenzen für eine patientenzentrierte onkologische Pflege nach dem aktuellen Stand der Forschung und der technologischen Entwicklung.
Service-Informationen
- Die sechstägige Veranstaltung findet in Lübeck statt und verläuft in zwei Blöcken, vom 21. bis 23. September und vom 05. bis 07. Oktober 2021.
- Ein Teil des Fortbildungskurses wird als Online-Seminar angeboten.
- Der zweite Block des Kurses beinhaltet die Möglichkeit zum grenzüberschreitenden pflegefachlichen Austausch mit Pflegefachpersonen aus Dänemark.
- Die Seminarleitung nehmen Prof. Dr. Katrin Balzer und Frederike Lüth B.Sc. wahr, die auch für Rückfragen gerne zur Verfügung stehen (E-Mail frederike.lueth@uksh.de oder Tel. +49 451-9299 5116).
- Auch Pflegefachpersonen, die nicht am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein arbeiten, können am Kurs teilnehmen. Die Anmeldung zum Fortbildungskurs erfolgt elektronisch über die Homepage der UKSH-Akademie unter folgendem Link: https://seminare.uksh.de/LS/2056472441/SIS