Insgesamt neun Kursteilnehmer sitzen im Klassenraum bereit. Sie sind alle Krankenpfleger in vierschiedenen dänischen Krankenhäusern und nehmen am Kurs „Patientlogie mit Schwerpunkt auf neue Behandlungsformen für Krebspatienten“ teil, der an Absalon in Næstved stattfindet. Hier werden sie unter anderem über Wundpflege, das körperliche Selbstbild von Patienten sowie neue Behandlungsformen lernen, wie z.B. Kalziumelektroporation. Darüber ist Prof. Julie Gehl bereit, mehr zu berichten, sobald die Einführung vorbei ist.
Und nach einer Einführung in das Projekt Changing Cancer Care, in dessen Rahmen der Kurs angeboten wird, und während der letzte Schluck Kaffee aus der Mensa noch zu schmecken ist, beginnt Prof. Julie Gehl den Kursteilnehmern zu erklären, was Kalziumelektroporation ist. Es ist eine Methode zur Behandlung von Krebs, die ganz neu ist, und Prof. Julie Gehl gilt als Pionier dieser Behandlung. Es ist auch eine der Techniken, über die die Kursisten mehr erfahren sollen.
Merzt Krebszellen aus
Elektroporation ist eine Technik, Zellen zu öffnen, indem man ihnen elektrische Spannung aussetzt. So können Zellen besser einen Stoff aufnehmen, z.B. Medikamente. Das bedeutet, dass welche Formen von Chemotherapie bis zu 700 Male effektiver funktionieren, wenn sie in den Krebszellen mit elektrischer Spannung kombiniert werden. Die Kursteilnehmer hören interessiert zu, und obwohl viele unter ihnen täglich mit Krebspatienten arbeiten, sind diese Informationen neu, wenn man nach der Anzahl der Fragen beurteilen kann, die Prof. Julie Gehl beantwortet. Fügt man der Elektroporation Kalzium hinzu, bekommt man eine Methode, die äußerst effektiv ist, Krebszellen abzutöten, erklärt Prof. Julie Gehl.
-Krebszellen teilen sich rasch und haben nicht die gleichen Eigenschaften wie normale Zellen – Krebszellen sind verwundbarer. Kalziumelektroporation merzt sie auf der Stelle aus, indem all ihre Energie ihnen weggenommen wird, sagt sie.
Die Behandlung ist sogar so effektiv, dass sie neue und große Forderungen zur Wundpflege stellt, denn die Tumoren hinterlassen Wunden in der Haut, wenn sie verschwinden.
-Viele Krebspatienten glauben, dass wir als Krebsärzte mit dem Zauberstab kommen und den Krebs entfernen. Das können wir auch manchmal, aber nicht immer. Es kommt darauf an, wo der Krebsknoten ist, erklärt Prof. Julie Gehl und zeigt Fotos von operierten Tumoren.
Die Zukunft ist offen
Elektroporation mit Kalzium ist eine so neue Behandlung, dass Prof. Julie Gehl noch nicht mit Sicherheit sagen kann, wie die Zukunft für die Methode aussehen wird. Als Beispiel könnte es eine gute Methode zur Behandlung von Patienten, die in armen Ländern wohnen, wo man sich die teure Chemotherapie nicht leisten kann, denn Kalzium kostet nicht viel.
Und dieser Gedanke passt sehr gut mit der Idee hinter dem Kurs, erklärt Projektleiterin bei Absalon dr. Christine Louise Lindhardt, die für den Kurs zuständig ist.
-Der Lehrplan, den wir für diesen Kurs entwickelt haben, soll auch an anderen Ausbildungsstellen und in anderen Ländern benutzt werden können. Also soll auch ein französischer Krankenpfleger imstande sein, mit Elektroporation zu arbeiten, falls der Kurs in Frankreich angeboten wird, sagt sie.
Änderung der Rolle der Krankenpfleger
Der Vortrag über Kalziumelektroporation ist vorbei, und die Krankenpfleger werden in den Unterricht mit einbezogen. Ziel: Diskussion über die Zukunft des Pflegepersonals. Prof. Julie Gehl schreibt die Gedanken an die Tafel, und sie sind unter anderem, dass mehr Pflege zu den Patienten nach Hause rückt, dass Patienten mehr Unterricht in Bezug auf die Pflege zu Hause brauchen und dass deutlich mehr Leute Krebs überleben werden.
Eine Schlussfolgerung aus dieser Diskussion ist, dass die Rolle der Krankenpfleger innerhalb den nächsten fünf Jahren umfassender wird, und Prof. Julie Gehl gibt ihnen einen Rat.
-Ist es sehr wichtig zu priorisieren, sonst schafft man es nicht, und manchmal ist die Zeit mit den Patienten wichtig und manchmal ist es die Einführung eines neuen Systems, die man priorisieren soll. Man muss auch auf sich selbst aufpassen, das ist sehr wesentlich. Das kann man auch selber kontrollieren im Gegenteil zu vielen anderen Sachen, die von woanders entschieden werden. Priorisierung wird eine Überlebensfähigkeit für Krankenpfleger, lautet der letzte Rat vor dem Mittagessen.
Helle Rasmussen ist Krankenpflegerin (Cand. Cur.) an dem Universitätsklinikum Odense und arbeitet seit acht Jahren mit Krebspatienten.
-Ich finde den Kurs interessant, weil er viele Möglichkeiten anbietet. Vor allem mit der Blutentnahme bei den Patienten zu Hause, aber auch mit den neuen Behandlungsmethoden, die man vielleicht ganz Bürgernah einsetzen kann, sagt sie.
Der Kurs wird im Rahmen vom Projekt Changing Cancer Care angeboten, und dr. Christina Louise Lindhardt ist dafür zuständig. Der Kurs ist ein Prototyp, weshalb der Lehrplan neu ist und getestet werden soll.
Prof. Julie Gehl erklärt, was Kalziumelektroporation ist.